Natur des Jahres 2023 

                         

                                                                 Blume des Jahres: Kleine Braunelle

Die Loki Schmid Stiftung wählte die "Kleine Braunelle" (Prunella vulgaris) zur Blume des Jahres 2023, um auf den Rückgang vieler Wildpflanzen aufmerksam zu machen. Die Pflanze gehört zur großen Familie der Lippenblütler, die viele bekannte Arten enthält: z.B. Taubnesseln, Salbei, Rosmarin, Lavendel, Minzen, Thymian, Gundermann, kriechender Günsel und Ziest. Die Braunelle in besiedelt in ganz Europa als kleine Pflanze Wiesen, Weiden, Rasen und Wegränder. Sie überlebt wie die Gänseblümchen selbst häufiges Mähen, Blüte von Juni bis Oktober. Der Name bezieht sich auf die braune Farbe der verblühten Kelchblätter, die blauviolette Kronblätter umschließen und den Blütenstand wie einen kleinen Tannenzapfen aussehen lassen. Bestäuber sind meist Hummeln, vegetative Vermehrung auch durch Ausläufer.

 

Nahe Verwandte sind die großblütige Braunelle (P. grandiflora) und die weißblütige Braunelle (P. laciniata), die beide nur noch selten im südlichen Stromberg vorkommen. Ansonsten findet sich die Kleine Braunelle selbst im Zierrasen vieler Gärten im Zabergäu!

 

                Weiße Braunelle                                                                    Bilder und Text: Volker Dühring

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                                          Baum des Jahres: Die Moor-Birke

Bilder: lwf.bayern

Der Baum des Jahres wurde von der "Dr. Silvius Wodarz Stiftung" als 35. Jahresbaum erwählt. Die meisten Menschen kennen die Birke sofort an der weit sichtbaren weißen glatten Rinde und an der lichten frischgrünen Baumkrone, ein Sinnbild des Frühlings! Es gibt aber zwei Birkenarten in Mitteleuropa, die Moor- und die Sand-Birke, die zur Familie der Birkengewächse gehören. So auch die Hainbuche, Haselnuss und die Erlenarten. Die zwei Birkenarten sind nicht leicht zu unterscheiden. Am ehesten durch die Form der Blätter – bei der Sandbirke (Betula pendula) lang zugespitzt, bei der Moor-Birke (Betula pubescens) mehr rundlich mit abgerundeten Seitenecken. Ein Unterscheidungsmerkmal sind auch die dicht flaumig behaarten jungen Zweige der Moor-Birke mit wenig Harzdrüsen. Bei der Sand-Birke sind diese kaum behaart und ohne Harzdrüsen. Die glatte Borke bei der Moorbirke ist anfangs dunkel rötlich-braun gefärbt und wird erst später mit zunehmendem alter hell bis grau-weiß.

Die Moor-Birke ist zudem mehr im Norden und in hohen Regionen verbreitet, vor allem in den Moorlandschaften. Sie ist ein Symbol für die Erhaltung der ökologisch wertvollen Moore mit der wichtigen Funktion der Bindung von Kohlendioxid! Die letzte Fundmeldung aus natürlichem Vorkommen in unserer Region stammt von 1998 aus dem Sersheimer Moor, das durch seine reichhaltige Biodiversität bekannt ist. In der heutigen Kulturlandschaft findet man die Sand-Birke recht häufig als Straßen-, Park- oder Gartenbaum. Jeder kennt den Baum zum Ausschmücken an kirchlichen Festtagen wie Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam. Auch der Maibaum ist mancherorts eine Birke. Ebenso zum Richtfest auf einem Dachstuhl. Die Moor-Birke ist dagegen bei uns ein relativ seltener Waldbaum auf feuchten Standorten. In Moor-Birkenwäldern herrscht eine reichhaltige Biodiversität: es gibt dort zahlreiche Arten von Käfer, Zikaden, Wanzen, Wespen und Schmetterlingen. Auch einige Pilzarten wie der Birkenporling leben dort mit den Birken in Symbiose. Das macht deutlich, das nicht erst seit der letzten Eiszeit mit diesen eine Co-Evolution gegeben war!Die Moorbirke kann bis zu 120 Jahre alt und im Flachland bis 30 Meter hoch werden. In der Nähe der Baumgrenze wächst sie als niedriger Strauch.

Das Birkenholz ist fast weiß und ohne Maserung. Es eignet sich gut für den Möbelbau im Innenbereich. Alle Birken liefern ein beliebtes Brennholz. Birkenblätter werden seit jeher in der Volksmedizin verwendet, der Tee wirkt Wasser- und salzausscheidend bei Nieren und Harnbeschwerden, auch bei Gicht und Rheuma. Haarwasser mit Birkenblätter-Extrakt soll gegen Haarausfall und Schuppenbildung wirken. Ein Extrakt aus der Rinde wird als Birkenpech schon seit der Steinzeit als Klebstoff verwendet. Auch in der modernen Forstwirtschaft werden die Birken gerne als Vorwald auf größeren Kahlflächen ausgebracht. Sie bieten den nachfolgenden Baumarten Schutz gegen Frost und Wind.                                                                                                                                 V. Dühring.

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Giftpflanze des Jahres 2023: Die Petersilie

Zunächst fragt sich jeder: wie kann man eine beliebte Nahrungs- und Würzpflanze zur Giftpflanze des Jahres erklären? Durch öffentliche Abstimmung erfolgt die Wahl durch den Botanischen Sondergarten in Hamburg-Wandsbek, der bereits 2022 die Kartoffel als Giftpflanze des Jahres wählte. Bei der Kartoffel sind alle grünen Teile giftig, bei der Petersilie ist nur in und nach der Blütezeit Vorsicht geboten. Der Verzehr der Blätter stellt sonst keine Gefahr dar. Im Gegenteil, Petersilie enthält sehr viel Vitamin C!

Die Petersilie (Petroselinum crispum) gehört zur Familie der Doldenblütengewächse wie Dill, Fenchel, Kümmel, Liebstöckel, Sellerie, Giersch oder Möhren. Die Pflanze ist zweijährig, erst im zweiten Jahr erscheinen die Blütenstiele mit unscheinbaren gelbgrünen kleinen Blüten. Ursprünglich stammt die Pflanze aus dem Mittelmeergebiet mit Marokko, Algerien und Tunesien. Als Nutzpflanze kennen wir die Glatte und Krause Petersilie, sowie die Verwendung der Wurzel. Vor allem die Früchte enthalten das Petersilienöl mit dem Wirkstoff Apiol, der auf die glatten Muskelfasern der Blase, des Darms und besonders des Uterus wirkt. Daher wurde das Öl häufig zu abortiven Zwecken verwendet, oft mit tödlichen Folgen. Viel Aberglaube und Sprichworte ranken um die Petersilie, es gibt sogar eine „Petersilienhochzeit“.

Wirklich stark giftig in allen Teilen ist die Hundspetersilie (Aethusa cynapium)!

Sie gehört zur gleichen Pflanzenfamilie und ist im Zabergäu und Stromberg-Gebiet zu finden!

Wächst auf nährstoffreichen lockeren Böden in Hausgärten, Acker- und Weideflächen, gerne an Kompostanlagen. Zum Glück gut von echter Petersilie zu unterscheiden: die formenreiche Art wird bis ein Meter groß, die Blätter glänzen auf der Unterseite und riechen beim Zerreiben unangenehm knoblauchartig und nach Mäuseharn, der Geschmack ist scharf und brennend! Das Weidevieh meidet deshalb die Pflanze. Die Art enthält sogar in geringer Menge das hochgiftige Schierlingsgift Coniin! Ein gutes Erkennungsmal sind auch die nach unten abstehenden Hüllblättchen an den Blütenständen (siehe 1. Foto links).

 

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Mistelarten und Biologie

Fotos: Volker Dühring

Die bei uns verbreitete gewöhnliche Mistel "Viscum album" ist eine Laubholzmistel aus der Familie der Sandelgewächse, die hauptsächlich in den Tropen und Subtropen vorkommen. Die Gattung Viscum hat über 100 Arten, nur vier davon kommen in Europa vor.

Unsere Laubholzmistel ist ein immergrüner kugeliger Strauch mit mehrfach gabeligen Ästen, zweihäusig, d.h. männliche und weibliche Pflanzen wachsen auf der Wirtspflanze. Blütezeit ist Februar bis Mai, Bestäubung durch Fliegen, die Beeren sind reif im November/ Dezember.

Als Halbschmarotzer - der Wirtsbaum profitiert auch durch Stoffwechselprodukte im Winter zeigt die Mistel eine komplizierte Ökologie und Keimungsphase. Nur wenige Vogelarten wie die Misteldrossel oder Seidenschwanz fressen gerne die klebrigen weißen Beeren und verbreiten beim Abstreifen an Ästen oder durch ihren Kot die Samen. Erst nach einem Jahr hat der Keimling durch Senkerwurzeln Anschluss an das Wasserleitungssystem des Wirtes und richtet sich auf. Daher gedeiht die Mistel vor allem in luftfeuchten Gebieten! Der Vogelleim für die im Vogelfang benutzten (verboten) Leimruten wird aber aus den Beeren der nahe verwandten Riemenblume (Eichenmistel) gewonnen! Unsere einheimische Mistel bevorzugt als Wirtspflanzen Laubhölzer wie Apfelbäume, Pappeln, Linden, Weiden, Weißdorn, Ahorn und viele andere, aber selten auf Birke, fast nie auf Birnbäumen oder Buche. Als eigene Art wird heute die Tannen-Mistel "Viscum abietis" eingestuft, die nur in Regionen der Weißtanne vorkommt, nie auf Fichten! Als eigene Art gilt auch die Kiefern-Mistel "Viscum laxum", die ganz selten auf Fichten wächst, vor allem im Oberrheingebiet vorkommt. Funde gibt es auch bei Pforzheim bis Calw. Die Beeren der Kiefern-Mistel sind gelblich, morphologisch anhand der Blattformen lassen sich die Arten nicht unterscheiden! In älteren Büchern wird die Gattung Viscum noch in eine eigene Familie, die Loranthaceae, Riemenmistelgewächse, gestellt. Hier findet sich heute die Eichen-Mistel oder Riemenblume Loranthus europaeus. Diese ist sommergrün und hat hellgelbe Beeren.

Wirtsbäume sind Eichen, selten Esskastanien. Vorkommen in Südfrankreich und dem  Mittelmeerraum, eigentlich die bei den Druiden der Kelten so verehrte Mistel! Nur bei Dresden ist ein Fundort bekannt, sowie im Mostviertel in Österreich!

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Die "Einbeere"

Botanischer Name "Paris quadrifolia"

aus der Familie der Germergewächse (früher Liliengewächse).

Die unscheinbare Pflanze mit den vier netznervigen Laubblättern kommt im Stromberg noch zerstreut an krautreichen, humosen und lockeren Laubwaldstellen vor, zeigt feuchte Böden an.

Es gibt aber auch Exemplare mit fünf Laubblättern! Die Blüte bildet eine einzige blauschwarze Beere aus, deren Giftigkeit oft übertrieben wird. Giftiger ist das Rhizom für Gliedertiere und Fische. Besonders giftig ist der in den Alpen wachsende nächste Verwandte, der weiße Germer!

 

Fotos: Volker Dühring

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Der Fliegenpilz

Der Fliegenpilz Amanita muscaria ist der Pilz des Jahres und zählt zu den häufigsten und bekanntesten Pilzen Deutschlands. Im Strombergwald allerdings nicht so häufig. Selbst Kinder erkennen dieses Glückssymbol treffsicher. Bekannt ist meist seine Giftigkeit, die jedoch nicht so gefährlich ist wie beim Knollenblätterpilz. Typisch nach Verzehr sind geweitete Pupillen, rasender Puls, Krämpfe und zentralnervöse Störungen. In manchen Kulturen wurde und wird der Pilz als Rauschmittel der Schamanen verwendet. Auch Rentiere berauschen sich gerne an Fliegenpilzen. Für die Natur ist der Pilz ein Symbiosepartner vieler Baumarten und liefert über die Baumwurzeln Wasser und Nährstoffe, im Gegenzug erhält der Pilz Zuckerverbindungen.

Weitere Info´s unter:  https://www.dgfm-ev.de/pilz-des-jahres/2022-fliegenpilz

 

                         Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21983879

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                                             Staudenpflanze des Jahres 2021

 

Die Schafgarbe

Als Fortsetzung unserer Naturkundeserie stellen wir die Staude des Jahres 2021 

 

Vorgeschlagen vom BdS (Bund deutscher Staudengärtner) Die Organisation meint aber vor allem die in Gärten beliebten vielfarbigen Staudensorten. Wir denken dabei an die in trockenen Wiesen noch weitverbreitete Gemeine Schafgarbe aus der Familie der Korbblütler mit weissen Zungen-und Röhrenblüten. Selten findet man Blüten mit rosa Zungenblüten. Der deutsche Name lässt sich über Umwege herleiten. Schafe fressen von der Pflanze bevorzugt die Blätter und lassen die Stängel mit den Blütenständen übrig. Diese bleiben nach der Beweidung als auffällige Gebilde auf der Fläche stehen und erinnern an die Garben, die früher auf den abgeernteten Feldern standen. Der lateinische Name Achillea millefolium geht auf Achilles, den griechischen Helden zurück, der die Pflanze als Heilmittel bei Wunden verwendete. Millefolium (Tausendblatt) deutet auf die fein zerteilte Blattspreite hin. Die Art bildet mehrere Unterarten, die botanisch noch Probleme bereiten. Leicht zu erkennen ist aber die auch bei uns in feuchten Flächen vorkommende Sumpfschafgarbe Achilleaptarmica mit lanzettlichen ungeteilten Blättern und größeren Strahlenblüten. In der Volksheilkunde wird die Schafgarbe schon lange als aromatisches Bittermittel für Magen, Darm, Galle, Leber und Nieren ähnlich wie Kamille verwendet.

 

Eine für die Artenvielfalt und Naturschutz bedeutende Art ist die Blume des Jahres 2o21, der Große Wiesenknopf, vorgeschlagen von der Loki Schmid Stiftung. Die Art werden wir in der nächsten Folge vorstellen.

 

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                                                       BLUME DES JAHRES 2021

Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba)

Vom Hügelland bis in subalpine Höhenstufen wächst der Große Wiesenknopf auf sonnigen bis halbschattigen, wechselfeuchten Wiesen und feuchten Hochstaudenfluren. Er ist ein Tiefwurzler und gehört zur Familie der Rosengewächse. Er toleriert nährstoffreiche, basische aber auch magere und saure Bodenverhältnisse. In Deutschland ist die Blume des Jahres vor allem im Süden weit verbreitet. Einige wenige Bestandslücken treten im deutschen Moseltal, geprägt von vielen Weinbergen an teils sehr steilen Hängen auf. Ebenfalls im Bereich der oberen Donau, südwestlich von Ulm, und zwischen Neckar und Main südwestlich von Würzburg. Auch im Zabergäu ist er zu finden. Es gibt schätzungsweise 20-50 Arten innerhalb dieser Gattung. Als ausdauernde, krautige Pflanze erreicht "Die Blume des Jahres" eine stattliche Wuchshöhe von 50 bis 120 cm. In Einzelfällen sogar bis 180 cm. Seine Stängel sind rund oder manchmal auch gerillt. Die gefiederten, spitz gesägten Laubblätter, bestehend aus drei bis sechs Fiederpaaren und sieben bis dreizehn Blättchen, sind wechselständig am Stängel angeordnet und haben, wie es für Rosengewächse typisch ist, jeweils Nebenblätter, sogenannte Stipeln, die den Laubblättern sehr ähneln. Die Blättchen sind an der Oberseite sattgrün, an der Unterseite blaugrün bis gräulich. Er blüht in der Regel zwischen Mitte Juni und Mitte September und fällt durch seine dunkelroten, kopfigen Blütenstände auf. Pro Blütenstand wachsen 20 bis 40 Einzelblüten, die zwittrig sind und stets von der Spitze zur Basis hin aufblühen. Die Bestäubung erfolgt schließlich durch verschiedene Insekten, wie Fliegen- und Bienenarten. Bleibt der Insektenbesuch mal aus, kann sich die Art auch selbst bestäuben. Nach der Blüte bilden sich im Herbst kleine hell- bis dunkelbraune Nussfrüchte aus, die dann durch Wind, Wasser oder Wildtiere ausgebreitet werden. Der Wiesenknopf kann sich aber auch vegetativ, also ohne Samen vermehren. Dafür bildet er unterirdische Wurzelausläufer, sogenannte Rhizome aus.

 

Texte: Loki Schmidt Stiftung

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50 Jahre Naturschutz in Zaberfeld

 

                        

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                                                                                      Letzte Aktualisierung: 22.04.2024